„Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“
Willy Brandt
„Mehrheiten (oder Koalitionen von Minderheiten) werden Fehler machen, wenn nicht aus Mangel an Informationen und Urteilskraft, dann wegen parteiischer und eigennütziger Auffassungen.“
Rawls, John: „Eine Theorie der Gerechtigkeit“, in: Andreas, Braune (Hg.), Ziviler Ungehorsam. Texte von Thoreau und Occupy, Ditzingen 2020, S. 107f.
Ergänzung – 18. Februar 2023
Hätte er noch gelebt – mit diesen Worten wäre er ein Vorzeigeschwurbler. Aber er hätte Recht behalten.
Leider nutzt es in dem Fall nichts mehr. Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Angst hat gesiegt, die Masse ist mitgelaufen und nun stehen sie da und fragen sich – wohin nun mit dem Zeigefinger. Wer hat jetzt Schuld? Wen kann ich verantwortlich machen? Autoimmunkrankheiten häufen sich – besonders Rheuma. Und wer hat Schuld an der Häufung von ‚plötzlich und unerwartet‘?
So hoffe ich inständig, dass die Menschheit diesmal etwas gelernt hat. Ein nächstes Mal wird es eventuell geben – schlicht die Geschichte ist ein Indiz dafür. Es ist doch von Vorteil, einen Sachverhalt kritisch zu hinterfragen und nicht als gegeben anzunehmen. Es ist auch von Vorteil nicht der Masse gleich zu handeln. Aber am wichtigsten ist, Sichtweisen zuzulassen, Perspektiven zu gestatten. Wie konnte es passieren, dass diese nicht zugelassen wurden? Warum haben die meisten Menschen das nicht hinterfragt? Wieso war eine solche Diffamierungskampagne möglich? Fragen über Fragen …
„In den Institutionen der rechtsstaatlichen Demokratie verkörpert sich das Mißtrauen gegen die fallible Vernunft und die korrumpierbare Natur des Menschen. […]Der Rechtsstaat, der mit sich identisch bleiben will, steht vor einer paradoxen Aufgabe. Er muß das Mißtrauen gegen ein in legalen Formen auftretendes Unrecht schützen und wachhalten, obwohl es eine institutionell gesicherte Form nicht annehmen kann. [es geht um den zivilen Ungehorsam] Das ist dann die politische Kultur, die die Bürger mit der Sensibilität, mit dem Maß an Urteilskraft und Risikobereitschaft ausstattet, welches in Übergangs- Ausnahmesituationen nötig ist, um legale Verletzungen der Legitimität zu erkennen und um notfalls aus moralischer Einsicht auch ungesetzlich zu handeln.“
Habermas, Jürgen: „Ziviler Ungehorsam – Testfall für den demokratischen Rechtsstaat. Wider den autoritären Legalismus in der Bundesrepublik“, in: Andreas, Braune (Hg.), Ziviler Ungehorsam. Texte von Thoreau und Occupy, Ditzingen 2020, S. 219f.
„Wahrheit schließt die Anwendung von Gewalt aus, da der Mensch nicht fähig ist, die absolute Wahrheit zu erkennen, und deshalb auch nicht berechtigt ist, zu bestrafen.“
Mahatma Gandhi
Das sollten sich all jene zu Herzen nehmen, die inmitten der Unruhe und Unsicherheit im Land auch noch nach Bestrafungen und Repressionen für Ungeimpfte gerufen und damit nur weiter Unruhen verursacht haben.
Ausgrenzungen und Druckausübung sind eine Form von Gewalt. Nicht zu vergessen sind die gewalttätigen Übergriffe der Polizei in Berlin gegenüber gewaltfreien Demonstranten, bzw. Menschen, die in Form des zivilen Ungehorsams versucht haben sich Gehör zu verschaffen, um sich gegen die subjektiv stark empfundene Ungerechtigkeit zu wehren. Die Bilder haben sich tief eingeprägt. Jeder einzelne sollte mitwirken, um wieder auf ein gutes Miteinander zuzusteuern und ein jeder sollte ein Bewusstsein dafür entwickeln, auch ein Vorbild zu sein.
Sprachreform
„Die Alltagsköpfe sollen im ausgefahrenen Gleise bleiben und nicht unternehmen, die Sprache zu verbessern. Oder ist etwa die deutsche Sprache vogelfrei, als eine Kleinigkeit, die nicht des Schutzes des Gesetzes wert ist, den doch jeder Misthaufen genießt? – Elende Philister – Was, in aller Welt, soll aus der deutschen Sprache werden […]?“
Arthur Schopenhauer
„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“ (1999)
„Wenn es ernst wird, muss man lügen.“ (2011)
Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission von November 2014 bis November 2019
„Indem man versucht, menschliche Erkenntnis und Einsicht zu fördern, wird man stets den Widerstand des Zeitalters empfinden, gleich dem einer Last, die man zu ziehen hat, und die einen schwer auf den Boden drückt, aller Anstrengungen trotzend. Dann muß man sich trösten mit der Gewißheit, zwar die Vorurteile gegen sich, aber die Wahrheit für sich zu haben, welche, sobald nur ihr Bundesgenosse, die Zeit, zu ihr gestoßen sein wird, des Sieges vollkommen gewiß ist, mithin, wenn auch nicht heute, so doch morgen.“
Arthur Schopenhauer
Es ist immer wieder erstaunlich, wie zutreffend Sätze aus vergangenen Tagen sein können. Sie haben an Wert nichts verloren.
Viele Menschen leben derzeit mit Beschimpfungen, Diffamierungen, drohendem Arbeitsverlust und Ausgrenzung. Sie sind nicht geimpft und teilweise auch noch nicht offiziell genesen, aber sie leben hingegen einiger Prophezeiungen noch.
Nun, es scheint, als brauche es eben Zeit, damit auch der letzte Mensch erkennen darf, dass das Leben weitergeht und wir zurückkehren sollten zu einem Miteinander.
„Nun finden wir zuvörderst die Philosophie als Ungeheuer mit vielen Köpfen [Hydra], deren jeder eine andere Sprache spricht“.
Schopenhauer